Freitag, 9. Juli 2010

Schönheitshandeln -Warum machen wir uns schön?

JS

Erfolgreiches Leben in der Gesellschaft
Körperliche Attraktivität gehört heutzutage zu einem immer wichtiger werdenden Mittel für ein erfolgreiches Leben in der Gesellschaft. Gutes Aussehen öffnet so manche Türen und kann entscheidene Vorteile bei der Partnersuche bringen. Schönheit kann als Kapital gesehen werden, das sowohl die private wie die berufliche Laufbahn mitbestimmt. Schönheit hat mit sozialem Erfolg zu tun, denn wer sich jung, gepflegt und schlank präsentiert, dem werden unbewusst positive Eigenschaften wie Gesundheit oder Willenskraft zugeschrieben (vgl. Mang 2009).

Schönheitshandeln zur sozialen Positionierung
Das „Sich-schön-machen“ kann mit harter Arbeit verbunden sein. Schminken, Frisieren, Anziehen, Rasieren, Piercen, Tätowieren, Diät halten und Sporttreiben oder sogar Operieren lassen sind Handlungen, die dem Menschen helfen sollen, sich sozial zu positionieren. Dieses Schönheitshandeln ist ein Medium der Kommunikation. Durch die Inszenierung der eigenen Außenwirkung soll Aufmerksamkeit erlangt werden. Diese Aufmerksamkeit muss nicht durch Schönheitshandeln erreicht werden, das sich am allegemeinen Schönheitsideal orientiert. Es geht primär um die gelingende oder misslingende Anerkennung innerhalb eines bestimmtem sozialen Umfeldes. Wenn sich beispielsweise Menschen Irokesen-Haarschnitte schneiden lassen, zerrissene Hosen tragen und sich Piercings stechen, können sie durch dieses Schönheitshandeln, in ganz bestimmten sozialen Gruppen, wie z.B. der Punkerszene, akzeptiert werden und somit Anerkennung erlangen (vgl. Degele 2004).

Schönheitshandeln erfordert Kompetenz
Um in der Gesellschaft überlebensfähig zu bleiben und ihren stetig wachsenden Anforderungen gerecht zu werden, ist Kompetenz erforderlich. Schönheitskompetenz kann als Fähigkeit bezeichnet werden, die eigene Wirkung auf andere im Hinblick auf Anerkennung erfolgreich darzustellen (vgl. Degele 2004). Wie schminke ich mich typgerecht, was ziehe ich zu welcher Gelegenheit an und wie pflege ich mich richtig, um möglichst lange jung und dynamisch auszusehen? Durch diese Schönheitskompetenz kann das Schönheitshandeln optimiert und die Erfolgsaussichten gesteigert werden.



Für wen machen wir uns schön?
Einige Menschen sind der Überzeugung, dass sie sich schön machen, um sich in ihrem Körper wohl zu fühlen. Dieses Wohlfühlen kann für verschiedene Dinge stehen, wie z.B. die Bequemlichkeit der Kleidung, Erschöpfung nach sportlicher Anstrengung und für die Anerkennung der Mitmenschen, die nach gelungener Inszenierung erwartet wird (vgl. Degele 2004). Viele Menschen sind der Meinung, dass sie sich nur für sich selbst und nicht für andere schön machen. Schönheitshandeln ist aber kein privates Handeln, da das Resultat dieser Handlung (die äußere Erscheinung) von anderen Menschen wahrgenommen wird und kommentiert wird. Unsere äußere Erscheinung, die wir durch das Schönheitshandeln beeinflussen, hat großen Einfluss auf den Eindruck, den wir nach außen transportieren und kommunizieren. Nur wenige Menschen sagen, dass sie sich schön machen, um anderen zu gefallen. Weshalb gestehen sich so viele Menschen nicht ein, dass sie sich auch für ihre Mitmenschen schön machen? Dies liegt vermutlich daran, dass die Menschen sich schminken, stylen und formen, aber trotzdem behaupten, dass es nur auf die inneren Werte ankommt. Wenn es nur auf die inneren Werte ankommt, dann müsste sich keiner für andere schön machen. Das Aussehen kann so durchaus zur moralischen Frage werden und das Schönheitshandeln zu einem identitätsgebenden Akt, der durch Wohlfühlen und Anerkennung vermittelt wird.

Schönheitshandeln kann auch als Mittel zur Differenzierung von Geschlechtern genutzt werden. Während bei den Frauen weibliche, figurbetonte Formen im Vordergrund stehen, dominiert bei den Männern das Kantige und Muskulöse, womit Härte und Männlichkeit signalisiert wird (vgl. Degele 2004).

Schönheit hat Macht und diese Macht kann Blicke lenken. Wer sich schön macht, kommt in der Regel besser durchs Leben und dies gilt nicht nur für Frauen. Lag der Männeranteil bei Schönheitsoperationen 1990 nur 4,9 Prozent, waren es 2008 schon 20 Prozent. Die meisten Männer machen sich schön, um jünger und dynamischer zu wirken, dadurch erhoffen sie sich in erster Linie mehr Erfolg im Berufsleben (vgl. Mang 2009). Menschen die dem Schönheitsideal entsprechen oder ihm nahekommen, beziehen z.B. mehr Gehalt als unattraktivere Personen. So steigt auch stetig die Bereitschaft sein Äußeres zu verschönern, sei es durch die täglichen Schmink- und Styling-Rituale oder durch die teilweise noch verpönten Schönheitsoperationen (vgl. Neuhann-Lorenz 2006).

Ob wir uns nun für den Beruf, für den Partner oder für uns selbst schön machen, es steht fest, dass das „Sich-schön-machen“ mit einer gewollten oder ungewollten Außenwirkung verbunden ist.

Literatur:
Mang W. Verlogene Schönheit. Vom falschen Glanz und eitlen Wahn. 1. Auflage, Bertelsmann Verlag, München, 2009.

Degele N. Sich schön machen. Zur Soziologie von Geschlecht und Schönheitshandeln. 1. Auflage, Verlag für Sozialwissenschaften/GWV Fachverlag GmbH, Wiesbaden, 2004.

Neuhann-Lorenz, C. Schönsein. Chancen und Möglichkeiten der Schönheitschirurgie. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH, München, 2006.

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